Forschungsheft 2
Der Wandel der Unternehmenskultur durch Wissensproduktion und Globalisierung am Beispiel des Siemens-Konzerns seines IT-Standorts München Hofmannstraße
40 Seiten, März 2005
Von 2002 bis 2004 währte im größten IT-Standort von Siemens in Deutschlandein grundlegender Arbeitskonflikt. Hintergrund war nicht zuletzt das Offshoring-Konzept des Managements. In der Münchner Hofmannstraße sollten innerhalb weniger Wochen über 3000 hochqualifizierte IT-Spezialisten ihren Arbeitsplatz verlieren. Betriebsrat und Belegschaft konnten, unterstützt von der IG Metall, in einem entschlossenen Arbeitskampf einen größeren Teil der Arbeitsplätze retten. Die bislang vom Selbstverständnis eigenständiger “Arbeitskraft-Unternehmer” erfüllten Mitarbeiter traten in großer Zahl der IG Metall bei. Mit dem NCI entwickelte sich eine eigenständige Verteidigungsorganisation der Beschäftigten. Der Gesamtbetriebsrat änderte seine bisherige Haltung des “Co-Managements beim Abbau” und stellte fest, dass die Globalisierungsstrategie des Konzerns den Standort Deutschland gefährde. Die Studie analysiert detailliert die Offshoring-Pläne des Konzerns und schildert die Folgen des “Kulturwandels” bei Siemens u.a. anhand von strukturierten Gesprächen mit 51 der betroffenen Siemens-Beschäftigten.
- Vorbemerkung / Anlage der Untersuchung
- Unternehmenskultur – welchen Zwecken dient das Unternehmen?
- Wandel der Arbeitsbeziehungen im Übergang zur Wissensgesellschaft
- Der Umbruch von der “warenproduzierenden Industriegesellschaft zur problemlösenden Wissensgesellschaft”
- Die relative Autonomie des “Arbeitskraftunternehmers”
- Selbstorganisierte Arbeit als “Rationalisierung in Eigenregie”
- Die Tendenz zur minimalen Kernbelegschaft
- Der Wandel der Arbeitsbeziehungen durch die Globalisierung
- Die Entwicklung zur “globalen Fabrik”
- Globale Umschichtung der Beschäftigung zu Ungunsten der “Mutterländer”
- Kapitalmarktbezogene Globalisierung und Shareholder Value
- Der Export hochqualifizierter Arbeitsplätze
- Hauptmotive der deutschen Offshorer: Minimierung der Personalkosten und Erschließung der Auslandsmärkte
- Die Unternehmenskultur des Sozialstaats steht im Weg
- Interessenvertretung der Arbeitnehmer als “Co-Management” beim Wandel der Unternehmenskultur
- Verbetrieblichung und betriebswirtschaftliches Selbstverständnis der Betriebsräte
- Schwindende Organisationsmacht von Gewerkschaft und Betriebsräten
- Siemens als globales Wissensunternehmen
- Wissensproduzent Siemens
- Die IT-Strategie von Siemens
- Der hochqualifizierte Angestellte – die Norm bei Siemens IC
- Kontrolle und Selbstverständnis der MitarbeiterInnen
- Global Player Siemens
- Produktion und Arbeitsplätze wandern ab ins Ausland
- Die Offshore-Offensive für Software
- Der Prozess des Kulturwandels bei Siemens
- Kulturschock: Aus dem abgeschotteten Telekartell in den offenen globalen Markt
- Die Entwicklung zum Shareholder Value-Unternehmen
- Messgröße Geschäftswertbeitrag (GWB): Transparenz, Vermarktlichung und Kapitalmarktorientierung aller Unternehmenseinheiten
- Internationale Rechnungslegung und Börsennotierung an der Wall Street
- Die Bindung des Managements an Profit und Dividende
- Die Veränderung der Investorenstruktur
- Der Rückgang des Faktors Technologie und Innovation
- Die Rangfolge des neuen Leitbilds: Kunden – Innovation – Wert – Mitarbeiter – Verantwortung . .
- Der Gesamtbetriebsrat – “Co-Manager” einer “Kultur des Abbaus”
- Jäher Umschwung der Unternehmenskultur – der Arbeitskampf
- München Hofmannstraße als Soll-Bruchstelle der Arbeitsbeziehungen
- Die Bewusstseinslage der Angestellten zum Zeitpunkt der Ankündigung des Personalabbaus .
- Die Faktoren der Mobilisierung der Belegschaft
- Siemens gibt nach – und greift neu an
- Die Reaktion der Betroffenen auf den “Blauen Brief”
- Die Kritik des Gesamtbetriebsrats und die Haltung der Belegschaft
- Das Jahr danach: wachsender Druck des Unternehmens – doch der Widerstand verhärtet sich
- Das Unternehmen erhöht den Druck
- NCI – ein Netzwerk der Betroffenen wird zum Gegenspieler der Betriebsleitung
- “Kampf um die Köpfe”: Hauptstreitpunkt Offshoring
- Der Gesamtbetriebsrat denkt um: “Die Globalisierungsstrategie von Siemens gefährdet den Standort Deutschland”
- Fazit
- Anhang
- Leitfaden für die Gespräche November 2002 – Januar 2003
- Leitfäden für die Gespräche September – November 2003
- Tabellen/Grafiken
- Zustimmung der Betriebsräte zu Unternehmensstrategien im Kontext von Internationalisierung und Shareholder Value
- Umsatzentwicklung nach Region
- Segmentinformationen nach Regionen – Umsätze nach Sitz des Kunden und nach Sitz der Gesellschaften
- Stundensätze für Software-Entwickler
- Transfer von Software-Entwicklung innerhalb des Siemens-Konzerns
- “Unser Leitbild” – Die aktuellen Leitsätze des Siemens-Konzerns
- Unternehmensrangliste – wie ausgeprägt ist die Mitbestimmung?