Indien kann Schauplatz und Schlüsselland der weltweiten Entwicklung angesehen werden: geopolitisch im sino-amerikanischen Hegemonialkonflikt, wirtschaftlich als Musterbeispiel nachholender privat-kapitalistischer Entwicklung eines Landes der Dritten Welt, politisch-institutionell als Beispiel der westlich geprägten freiheitlich-demokratischen Ordnung. Indien zählt zu den wenigen Ländern mit einem gegenwärtig überdurchschnittlichen Wachstum seiner Wirtschaftsleistung. Indien ist nach wie vor eine Agrargesellschaft mit vorwiegend vor- bzw. halb-kapitalistischen Produktionsverhältnissen, in dem die sich verschärfende soziale Ungleichheit ein Niveau wie zu Zeiten der britischen Kolonialherrschaft erreicht. Vor diesem Hintergrund geht der Blick auf die gegenwärtige Entwicklung Indiens, das Wert auf seine strategische Autonomie legt, ein Land, der Dritten Welt mit ausgeprägtem Charakter des bürgerlichen Parlamentarismus, eingebunden in große asiatische Wirtschaftsverbände wie SOZ (Shanghai Organisation für Zusammenarbeit), BRICS, BRI, (der neuen Belt & Road- Initiative der VR China) andererseits aber auch stark umworben wird von den G7-Staaten, insbesondere den USA, der alten Kolonialmacht GB und auch von Deutschland. Somit lässt sich Indien mit seinem Anspruch des Multi Alignment, offen nach allen Seiten, als „swing state“ in einer zukunftskräftigen multipolaren Ordnung einordnen.