isw-Redaktion: Wie hast Du das isw kennengelernt?
Linda Schneider: Ganz einfach: Ich kam Ende der 80er Jahre nach München, war gleich aktiv in der Münchner Gewerkschaftsjugend und insbes. in der Jugendbildungsarbeit. Nachdem auch zwei Gewerkschaftssekretäre Gründungsmitglied des isw war, habe ich nahezu von Anfang an die isw-Hefte gekannt und auch abonniert. Das gehörte ja schon fast „zum guten Ton“. Die Hefte haben wir oft bei unseren Jugendseminaren in Gmund und später auch in der Erwachsenenbildungsarbeit in Brannenburg regelmäßig eingesetzt und auch verteilt. Besonders wichtig sind für mich als Gewerkschafterin nach wie vor die isw-Wirtschaftsinfos und insbesondere die jährlich erscheinende Bilanz wie auch die Grafiken von Bernd Bücking.
isw-Redaktion: Was hat dich persönlich bewegt, beim isw mitzumachen?
Linda Schneider: Die 90er Jahre waren für mich die Zeit der politischen Diskussionen in verschiedenen Arbeitskreisen - ich war einfach bildungs- und diskussions- „hungrig“, so dass es fast unvermeidlich war, auch beim isw mitzumachen. Gleichzeitig hatte ich beschlossen, nochmal aus dem Berufsalltag auszusteigen und zu studieren, so dass es einfach passte. Für mich als Gewerkschafterin war und ist es wertvoll, sich sowohl in wirtschaftspolitischen Zusammenhängen auszukennen als auch sich darüber auszutauschen, und v.a. jenseits des „Mainstreams“ Analysen wie auch alternative Ansätze zu erhalten. Hier hat das isw sehr viel zu bieten. Die Themen sind bis heute ja sehr vielfältig und eben nicht eurozentriert, sondern der Blick richtet sich auch immer wieder auf die Weltwirtschaft. Und es imponierte mir, dass von Anfang an Ökologie, nachhaltiges Wirtschaften mitgedacht wurde, wie der Name ja schon zeigt.
isw-Redaktion: Welche Rolle kann das isw bei der Interessenvertretung der Beschäftigten spielen?
Linda Schneider: Die Hefte sind einfach klasse: Sie liefern sehr kompakt und übersichtlich Analysen und Argumente zu aktuellen Themen, mögen sie noch so komplex sein. Gerade die Wirtschaftsinfos sind aus meiner Sicht unverzichtbar für die Arbeit der Interessen-vertretungen im Betrieb. Um Beschäftigte gut vertreten zu können, reicht es bei weitem nicht, nur seine rechtlich verbrieften Rechte als Betriebs- oder Personalrat und die betrieblichen Kennziffern meines Betriebes zu kennen und damit umzugehen, sondern ich muss auch sattelfest in wirtschaftspolitischen Zusammenhängen sein, um dem Arbeitgeber auf Augenhöhe gegenübertreten zu können.
isw-Redaktion: Um welche Themen sollte sich das isw in Zukunft kümmern?
Linda Schneider Zunächst: Macht weiter so! Es ist ja schon grandios, was Ihr – und dass überwiegend mit ehrenamtlichen Engagement - auf die Beine stellt. Der Dank gilt hier nicht nur den Referent*innen und Autor*innen, sondern auch denjenigen, die im Hintergrund das isw „organisieren“. Im Zentrum soll meines Erachtens nach wie vor Analysen und Beurteilungen zu aktuellen ökonomischen und ökologischen Themen und alternative Ansätze stehen (Übrigens für mich gehören ohnehin beide Themen zusammen!). Dahinter steckt für mich immer die große Kernfrage: „Wie kann gemeinsames nachhaltiges Leben und Arbeiten (besser) funktionieren, ohne dass hier viele „auf der Strecke bleiben“, oder um es auf den Punkt zu bringen: Welche Alternativen gibt es zum Kapitalismus? Vergessen werden darf hier keinesfalls, welche Rolle hier v.a. auch der Staat spielt.