"ChatGPT, die"künstliche Intelligenz, die alles ändern könnte“, meldet der Tagesspiegel.

ChatGPT ist ein sprach- und textbasierter Chatbot und kann zum Beispiel komplizierte Sachverhalte einfach erklären, Gedichte oder kurze Texte schreiben. Lehrer haben die Sorge, dass bei Hausaufgaben nicht mehr nachgedacht, sondern online Antworten erstellt werden. Dafür wurde ChatGPT mit Millionen von Texten aus dem Internet, aus sozialen Medien, Online-Foren, Zeitungsartikeln und Büchern trainiert.

Die neue Technik eignet sich vor allem für Dialog-Anwendungen, als Ideengeber oder Hilfe bei der Vorstrukturierung von Texten. Die Suchmaschine Bing integriert ChatGPT etwa, um Suchen im Web zu erleichtern. ChatGPT wurde von OpenAI entwickelt, einem kalifornischen KI-Forschungsunternehmen, das unter anderem von Elon Musk und dem Programmierer Sam Altman gegründet wurde. Durch das Vorpreschen von OpenAI massiv unter Druck gesetzt, ziehen mittlerweile weitere Größen der IT-Branche wie Google, Microsoft oder Meta nach, kündigen ebenfalls entsprechende Programme an und steigen ein in den Wettkampf um das erste marktreife Sprachmodell.

Programme wie ChatGPT können zwar auf nahezu jede Frage eine Antwort liefern, dennoch handelt es sich um eine sogenannte schwache KI.
„Antworten des Programms kommen sprachlich beeindruckend geschliffen daher, wenn man bedenkt, dass ChatGPT überhaupt nicht versteht, wovon es spricht“, erläutert Christoph Meinel, KI-Experte und Leiter des Hasso-Plattner-Instituts in Potsdam in einem Interview in der FAZ.net.

„Die Antworten – die Sätze, die da kommuniziert werden – sind das Ergebnis mathematischer Berechnungen. Auf ein Wort folgt das Wort, das in all den massenhaften Texten aus dem Internet, aus den sozialen Medien und den elektronischen Bibliotheken, mit denen die KI trainiert wurde, die allerhöchste Wahrscheinlichkeit besitzt. Und es ist absolut erstaunlich, wie oft sich das sehr vernünftig anhört. Das zeigt aber im Umkehrschluss auch, dass wir Menschen in Gesprächen Dinge gelten lassen, die gar keinen Tiefgang haben, sondern nur in ein oberflächliches Muster passen.
Gern kann man das auch für Geplapper halten.“

Trotz beeindruckender Ergebnisse ist das Programm weit davon entfernt, selbst denken zu können. Zwar merkt es sich Muster unserer Sprache, aber letztendlich wird immer nur die Wahrscheinlichkeit des nächsten Wortes errechnet.
Was wie „künstliche“ Intelligenz erscheint, ist von einem Algorithmus simuliert. 

Algorithmen und KI sind heute nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Vom Übersetzungsprogramm bis hin zur Navigation kommt die Technologie zum Einsatz.
Beim Smartphone verteilt KI im Hintergrund Bilder und Text und nimmt dem Nutzer Entscheidungen ab, wie genau die Kamera einzustellen ist.

Neue Techniken in den Betrieben

In den Betrieben sind für ChatGPT viele Anwendungsbereiche denkbar, etwa im Kundenservice, bei der Erstellung von Werbetexten oder als Assistent beim Schreiben von Softwarecodes. Algorithmen sortieren bereits heute Bewerbungen, KI-Bots führen Bewerbergespräche. Betriebsräte sind hier besonders gefordert, einen Überblick über die betriebliche Situation zu erhalten. KI könne zum „Wachstumsmotor für die deutsche Industrie werden“, gibt McKinsey die Linie vor .

„Deutschland sei von dem Strukturwandel besonders betroffen, weil die höheren Löhne in Deutschland einen größeren Anreiz böten, Arbeitskraft durch Maschinen zu ersetzen. Bis zu zwölf Millionen Beschäftigte, also bis zu einem Drittel aller Arbeitskräfte, müssten sich neue Fähigkeiten aneignen oder eine Stelle in einer anderen Branche suchen“, fasst DER SPIEGEL eine McKinsey-Studie zusammen

Die Beispiele zeigen: Die Digitalisierung der Arbeit schreitet voran. In der Praxis wird jedoch immer klarer, welche negativen Folgen dies für die Belegschaften haben: Der Arbeitsdruck steigt, Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben werden fließend und psychische Erkrankungen nehmen zu. Eine gesellschaftliche Debatte dazu wollen die Unternehmen vermeiden. Sie argumentieren lieber mit Sachzwängen. So wird über vermeintlich „technische Lösungen“ beim Einsatz neuer Maschinen oder Software gefachsimpelt, um eine dringend notwendige politische Auseinandersetzung darüber zu führen, wie Arbeitsplätze der Zukunft aussehen sollen. 

Für Gewerkschafter bleibt dabei wichtig, dass die Technik aus Sicht der Beschäftigten zu gestalten ist.  Antworten sind dabei zu finden auf die entscheidenden Fragen:

  • Welche Forderungen haben Betriebsräte und Gewerkschaften, um die digitale Arbeitswelt zu gestalten?
  • Wie soll neue Technik eingesetzt werden?
  • Wie können Tarifverträge zur digitalen Arbeite aussehen?
  • Entlastet die neue Technik  Menschen und dient sie  der Vereinbarkeit von Beruf und Familie?

Eine gewerkschaftliche Diskussion, ob und wie kollektive Arbeitszeitverkürzung die passende Antwort auf die Digitalisierung ist, fehlt derzeit – auch weil die aktuellen Tarifverhandlungen in erster Linie darauf gerichtet sind,  Lohnerhöhungen für die Beschäftigten aufgrund gestiegener Lebenshaltungskosten durchzusetzen.