Die Geschäftsführung von ThyssenKrupp kündigt für die Stahlsparte in großem Stil Arbeitsplatze-Abbau an.
Kampfansage für die IG Metall.

 



5.000 Stellen sollen gestrichen, 6.000 ausgelagert werden. 
Die Situation bei ThyssenKrupp ist vergleichbar mit der bei VW: Wie beim Autokonzern hat auch der Aufsichtsrat von Thyssenkrupp keine Probleme damit, trotz Krise Dividenden an Aktionäre auszuschütten. So fehlt Geld für die nötige Modernisierung des Unternehmens. Thyssenkrupp sieht sich als Vorzeigeunternehmen der industriellen Transformation.
Für den Umbau zur Produktion von „grünem Stahl“ fliessen Steuergelder an den Konzern. Bund und Land haben zwei Milliarden Euro Fördermittel für den Aufbau einer mit Wasserstoff betriebenen Anlage bereitgestellt. 700 Millionen Euro hat der Konzern mittlerweile davon abgerufen, meldet tagesschau.de. „An der grünen Transformation führt kein Weg vorbei“, sagt Konzernchef Miguel Lopez. „In kaum einer anderen Industrie ist der Hebel zur Senkung der Emissionen so groß wie beim Stahl.“[1]
 

Das Land NRW gibt dem Stahlkonzern die größte Einzelsubvention der Landesgeschichte in Höhe von 700 Millionen Euro, ohne dass mit der Vergabe des Geldes dem Unternehmen irgendwelche Bedingungen gestellt werden.
Hinter Planungen des Managements steht „die Frage, wie der klimagerechte Umbau der Industrie in Deutschland aussehen wird: sozialverträglich oder raubtierkapitalistisch?“, schreibt die Journalistin Anja Krüger in der taz. Und sie bemängelt das Verhalten der Vorstände: „Milliarden an Förderung einstreichen und Jobs in großem Stil abbauen, verträgt sich nicht. Steckt der Staat Geld in das Unternehmen, muss er die Bedingung stellen, auf den Kahlschlag zu verzichten.“[2]

Gewerkschafter: Offensiveres Vorgehen der Gewerkschaften erforderlich

Ein offensiveres Vorgehen der Gewerkschaften fordern einzelne Gewerkschafter.

Betriebsrat bei VW in Braunschweig, Lars Hirsekorn erklärt dazu: 
„Zum Beispiel die Debatte um Wasserstoff: Natürlich hat diese Technologie, die für Autos ohnehin nicht zu gebrauchen ist, ihre Probleme, aber es ist sicher sinnvoll, ein Stahlwerk auf Wasserstoff umzustellen. Die Regierung will den Wasserstoff dem freien Markt überlassen. Das ist Irrsinn, die Industrie muss unter gesellschaftliche Kontrolle kommen. Da müssen wir mutiger werden in den Forderungen“. 

Neue Ideen stoßen auch in der Belegschaft auf Interesse. „Wenn ich zum Beispiel mit Leuten über den ehemaligen Autoteilehersteller GKN in Florenz rede, wo die Belegschaft den Betrieb übernommen hat und auf klimafreundliche Produkte umstellen will, sagen alle, das ist super, da wehrt sich jemand“, berichtet Hirsekorn, der seit 1994 bei Volkswagen und seit Mai 2022 freigestellter Betriebsrat ist, von Gesprächen mit Arbeitern.[3]

 In ihrer Satzung fordert die IG Metall nach Artikel 2 seit 1949 eine Vergesellschaftung:
„Überführung von Schlüsselindustrien und anderen markt- und wirtschaftsbeherrschenden
Unternehmungen in Gemeineigentum“ [4]Bereits im Oktober 1983 beschloss der Gewerkschaftstag der IG Metall die Forderung nach Vergesellschaftung der Stahlindustrie.[5]

Mit dem Berliner Volksentscheid zur Vergesellschaftung konzerneigener Wohnungsbestände hat die Mietenbewegung gezeigt, wie populär diese Forderungen sein können. Die Transformation in der Stahlindustrie mit einer Neuordnung der Eigentumsverhältnisse zu verknüpfen, wäre die logische Konsequenz aus dem Managerversagen. Ein Blick auf die saarländische Stahlindustrie zeigt, dass es auch anders geht. Anteilseigner ist dort die „Montan-Stiftung-Saar“ ist. Die Stiftung setzt eine Unternehmenspolitik durch, die Gewinne zum größten Teil im Unternehmen lässt, um notwendige Investitionen zu finanzieren.  

Krise: keine neue Erfahrung für die Belegschaft

Krise ist keine neue Erfahrung für die Beschäftigten. So wollte das Management in den 2010er Jahren Weltkonzern werden. Mit einem neuen Hüttenwerk bei Rio de Janeiro und einem Walzwerk in den USA sollte ein Global Player aus NRW entstehen. „Wir leiden immer noch unter den Folgen der Fehlinvestitionen in Brasilien und den USA“, erklärte vor zwei Jahren die damalige Vorstandschefin Martina Merz. [6]

Die Wut auf die Vorstände bei den Beschäftigten groß. „Auf einer Belegschaftsversammlung bei Thyssenkrupp Steel in Bochum wurde es laut. Die Stahlarbeiter sind sauer und enttäuscht“, meldet tagesschau.de. Der Vorstand musste mit Sicherheitskräften vor wütenden Arbeitern geschützt werden. [7]