Der 6. Statusbericht des Weltklimarates, IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) kommt zu dem Schluß, dass sich die Erde bis heute so stark erwärmt hat, dass die Temperatur des Planeten wahrscheinlich über die im Pariser Klimaabkommen empfohlenen Grenzen hinaus ansteigen wird. Das Pariser Abkommen formulierte das Ziel, den durchschnittlichen globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, um unumkehrbare Klimaschäden zu verhindern. In die Recherche sind ca. 14.000 Studien eingeflossen, die von 234 Autor*innen ausgewertet wurden.

Die Erkenntnisse der weltweit tätigen Forschungsgemeinde belegen, dass wir heute bereits weltweit die Auswirkungen des Klimawandels erleben. Die Zielmarke des Pariser Abkommens wird der Planet voraussichtlich bis 2040 erreichen, und bis zum Jahr 2100 wird ein Temperatur- Anstieg von 2 Grad Celsius überschritten sein. Es sei eindeutig, dass der Klimawandel auf durch Menschenhand erzeugte Aktivitäten zurückzuführen sei und bereits heute rund um den Globus beobachten können: Hitzewellen und Höchsttemperaturen, überschwemmungsartige Niederschläge in vielen Gebieten einschließlich Europa, ausgedehnte Dürreperioden in weiteren Gebieten, heftige tropische Wirbelstürme und Hurrikane, klimatische Sonderzellen mit örtlich begrenzten Starkregenfällen, das Verschwinden von Meereis und das Schmelzen von Schneedecken und des Permafrosts.

Ein besonders schlimmer Indikator für die weltweit gestörte Balance des Klimas sei das Schwinden des arktischen Meereises. Der über das ganze Jahr hinweg schwankende Eisstand sei mittlerweile auf den niedrigsten Stand seit tausend Jahren gesunken. Folgt man den Ausführungen des IPCC, so werden sich die Trends unweigerlich verschärfen und drohen, einen totalen Zusammenbruch des arktischen Eismantels oder abrupte Veränderungen in der klimarelevanten Ozeanzirkulation zu bewirken. Es gibt nach Einschätzung der beteiligten Wissenschaftler mehrere Szenarien für den Planeten, die von weniger schlimm bis hin zur totalen Katastrophe reichen und die verfolgt werden können, obwohl der Bericht auf die bereits eingetretenen und unumkehrbare Kipppunkte bzw. auf die sich anbahnenden irreversiblen Zerstörungen mit aller gebotenen Dringlichkeit hinweist. Neben Kohlendioxid, das seit langem als der Treiber der globalen Erwärmung bekannt ist, weist der IPCC-Bericht auch auf Methan und dessen Einfluß auf die kurzfristige Erwärmung hin. Ein Großteil des klimaschädlichen Methans gelangt durch Erdgaslecks und Viehzucht in die Atmosphäre. Daten des Climate Accountability Institute, die 2019 veröffentlicht wurden, verweisen darauf, dass seit 1965 etwa zwanzig Unternehmen für mehr als ein Drittel der Emissionen der gefährlichsten Treibhausgase verantwortlich sind. An der Spitze stehen kapitalistische Energieriesen wie Chevron, Exxon, BP und Shell sowie staatliche Unternehmen wie Saudi-Arabiens Aramco und Russlands Gazprom.

Die Art und Weise, wie die Nationen Energie und Nahrungsmittel produzieren und wie sie Menschen und Güter transportieren, muss sofort grundlegend geändert werden. Die Warnungen werden seit Jahren wiederholt von Wissenschaftlern ausgesprochen. Die Auswirkungen der Erderhitzung schlagen sich insbesondere in wirtschaftlich benachteiligten Ländern durch Hunger und Armut nieder. Die in diesen Ländern lebenden Menschen haben wenig bis gar nichts zur weltweiten Klimakrise beigetragen, erleben allerdings in ihrem täglichen Leben eine weitere Verschärfung der bestehenden Ungerechtigkeiten. Das bedeutet, das nationale Maßnahmen zur Eindämmung der Schadstoffemissionen keinesfalls dafür ausreichend dafür, wenn es darum geht, den Planeten vor einem Verbrennen zu schützen und ein Leben ohne Armut weltweit anzustreben. Nach meinem Verständnis ist es das die zentrale Aufgabe der internationalen Gemeinschaft der Menschen.

Über hundert Länder haben sich informell dazu verpflichtet, "Netto-Null"-CO2-Emissionen zu erreichen. Nur zwei Länder - Surinam und Bhutan - haben dies erreicht. Dutzende andere haben entsprechende Gesetze verabschiedet oder vorgeschlagen. Allerdings sind diese Zielsetzungen zur Eindämmung des Temperaturanstiegs in den wenigsten Fällen mit konkreten Maßnahmen belegt, obwohl die wissenschaftlichen Expertisen zweifelsohne auf ebensolche verweisen. Die weltweit national tätigen Klimabewegungen sollten in ihren lauter werdenden Kampagnen den verantwortlichen Politikern und ihren Lobbyisten ihre Phrasendichte um Klimaschutz und ihre Verzögerungen von Maßnahmen verbal um die Ohren schlagen. Es sind der Worte genug gewechselt, handelt jetzt, so in etwa sollte die Tonlage aufgebohrt werden. „Gemessen an dem Ziel deutlich unter 2 Grad oder möglichst nahe an 1,5 Grad Anstieg ist nicht ausreichend“, bringt es Angela Merkel, die scheidende Richtlinien-Kompetenz-Bundeskanzlerin auf den Punkt.

Der Zeitpunkt der Veröffentlichung des 6. Weltklimaberichts fällt in die Vorbereitungszeit der für Okt/Nov. geplanten UN-Klimakonferenz in Glasgow. Hier sollte erwartet werden können, dass die UN-Staatengemeinschaft über die Systemgrenzen hinausgehend den Handlungsdruck verspürt, ernsthafte Maßnahmen zur Emissionsreduzierung zu ergreifen und die erforderlichen finanziellen und politischen Mittel bereitzustellen. UN-Generalsekretär António Guterres, bezeichnete den IPCC-Bericht als höchste Alarmstufe für die Menschheit: „Dieser Bericht muss die Totenglocke für Kohle und fossile Brennstoffe läuten, bevor sie unseren Planeten zerstören. Wenn wir jetzt unsere Kräfte bündeln, können wir die Klimakatastrophe abwenden. Aber, wie der Bericht deutlich macht, gibt es keine Zeit für Verzögerungen und keinen Platz für Ausreden." Weiterführende Literaturangaben unter ipcc.de.